Flieger - Hans Peter

Me 109 G - 6

Messerschmitt Me G-6 „Gustav“ 

Im Frühjahr1944 verirrte sich ein zweimotoriges deutsches Me-110-Flugzeug und landete schliesslich infolge Treibstoffmangel in Dübendorf. Der Apparat mit den neuesten Radaranlagen an Bord war erstmals mit dieser Ausrüstung als Kampflugzeug eingesetzt und sollte auf keinen Fall in Feindeshand gelangen. Die Meldung, dass ein Flugzeug in der Schweiz gelandet sei, rief bei der deutschen Luftwaffe offenbar grosse Aufregung hervor, da alle diplomatischen Register gezogen wurden, um zu verhindern, dass der Feind Kenntnis von den geheimen Radaranlagen bekäme. Am Verhandlungstisch mit den Schweizer Behörden wurden folgende Vereinbarungen getroffen;
-„Das fragliche Flugzeug wird in flugbereitem und vollständig ausgerüstetem Zustand von der er deutschen Botschaft in Bern mit Explosivstoff geladen und auf dem Platz Dübendorf gesprengt.
- Als Gegenleistung verpflichtet sich die deutsche Luftwaffe, umgehend 12 der modernsten Jagdflugzeuge Me-109 G der Schweiz käuflich zu überlassen, mit Abgabeort Dübendorf“.
 
Am 20.und 22.Mai 1944 landeten je sechs Me 109 G-6 Maschinen in Dübendorf, worauf eine Me-109-E-Fliegerstaffel damit ausgerüstet werden konnten. Die Flugleistungen und die Kampfkraft waren hervorragend.
Aber schon nach etwa 15 Betriebstunden ging „der Teufel los“: Es hagelte nur noch Störungen und Defekte. Die Arbeitsqualität beim Zellen- und Motorenbau zählte zum Schlimmsten, was man sich im Flugzeug – und Motorenbau vorstellen konnte. All den grossen Anstrengungen, das Material technisch zu verbessern war nur ein halber Erfolg beschieden, und so mussten notgedrungen 1947 alle Flugzeuge ausser Betrieb gesetzt und liquidiert werden.

Eine Staffel Messerschmitt Me-109 G-6 in Interlaken
Die Werk - Nr. 163245 / RQ + BI nach der Abgabe an die Schweizer Luftwaffe in Dübendorf Beachte den Peilrahmen PR 16 und das Fehlen der Antenne für das FuG 25a.

Am 3.Januar 1945 führte ein Mechaniker in Interlaken mit der J-704 einen Standlauf durch.
 
 
Beim Anlassen sprang der Motor direkt auf hohe Touren und das Flugzeug rutschte über die Radschuhe. Nach ca. 75 Metern sprang der Mechaniker ab, und das führerlose Flugzeug durchbrach die Umzäunung, überquerte die Strasse und blieb auf der Uferböschung liegen. Die J- 704 war total zerstört. Die Untersuchung ergab, dass die Drosselklappe beim Anlassen 35 statt 15 Grad offen stand.
                    Das führerlose Flugzeug kam an Ufer der Lütschine zum Stehen


Das Wrack wurde nach Buochs gebracht und neu aufgebaut. Dabei wurden beide Tragflächen ausgetauscht. Ob die Tragflächen neu waren, oder ob sie von den beiden Flugzeugen aus Bern-Beundenfeld stammten, ist nicht bekannt.


 
Der Schaden betrug Fr.200.000.- Die Reparatur dauerte mehrere Monate. Das Flugzeug war am 10.September 1945 wieder Flugbereit. Die J-704 präsentierte sich nun mit einem völlig neuen Tarnanstrich und einer aufgestockten Seitenflosse.
 
 ( Im Bild Walter Läderach als Pilot bei der Fl Kp 18 )
 Am 22.Oktober 1945 verlor Htpm Läderach im Raume Basel das Kabinendach, weil es nicht korrekt verriegelt war.
 
Die J-704 wurde darauf mit einer Erla-Haube versehen.
 
 
Kommandant der Flieger Kp 7 während des Aktivdienstes war Hptm Läderach
 
 
Am 22.April 1949 stürzte er anlässlich eines Raketenschiessfluges am Neuenburgersee
mit einer D 3801 (J-191) tödlich ab.
 
 
 
Am 13. November um 15.51 Uhr startete DMP-Pilot Hptm Widmer auf der J-704 in Interlaken zu einem Kontrollflug. Kurze Zeit später erfolgte eine Motorpanne durch einen Pleuelbruch, und die Kabine fühlte sich mit Rauch. Über dem Rugen warf Hptm Widmer das Kabinendach ab und versuchte eine Notlandung. Durch den starken Rauch behindert, rollte er über die Strasse Interlaken-Bönigen in Richtung Halle 2 und rammte zwei parkierte C 3603. Die J-704 erlitt Totalschaden, die Reparatur der C 3603
kostete Fr.125 000.-.
 

Die J-704 war die letzte Gustav, die durch einen Unfall verloren ging.
Die Ursache war ein Pleuelbruch am Motor Nr. 00 203 790.
 
                Flz Nr.    Werk Nr.             Abnahme          Abgeschrieben           Fl Kp/St.
                J-704      163245              20.05.1944                07.02.47                      7
 
Im Hinblick auf die geringe Anzahl von nur elf Flugzeugen und die Aussicht
P-51D Mustang zu beschaffen, entschloss man sich, die Messerschmitt 109 G-6 auszumustern.

Den Historischen Bericht und Fotos wurden bearbeitet und stammen aus dem Buch: Messerschmitt ein Stück Schweizer Geschichte von Georg Hoch
 
Das Modell ist ein Hasegawa Bausatz 1:32